Crossings & Marktmanipulation: Risiken des "In-Sich-Geschäftes" (04.11.2021)

In den letzten Monaten kamen vermehrt Meldungen über Abstrafungen von Privatanlegern seitens der Finanzmarktaufsicht (FMA) auf. Grund dafür waren wiederholt Fälle von Marktmanipulationen mittels „Crossing“.

Die jüngste derartige Sanktionierung erfolgte am 29. Juni 2021 und richtete sich gegen einen privaten Kleinanleger. Nachdem dieser diverse „Crossing“-Geschäfte abschloss, verhängte die FMA über diesen eine Strafe in Höhe von EUR 600,00.

In unserem Webcast gibt SAXINGER Partner Dr. Thomas Ruhm einen groben Überblick über „Crossings“ und den unionsrechtlich geprägten Begriff der „Marktmanipulation“. Danach werden die rechtlichen Konsequenzen, die durch „Crossings“ entstehen können, beleuchtet und abschließend Tipps zur Vermeidung ebendieser gegeben.

Bitte beachten Sie: Die folgenden Ausführungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie dienen nur zur ersten Information und Orientierung. Eine eingehende Beratung wird durch sie nicht ersetzt. Für eine solche stehen wir gerne zur Verfügung.

Was versteht man unter Crossing?

Es handelt sich hierbei um Kapitalflüsse auf dem Kapitalmarkt, bei denen sich letztlich der wirtschaftliche Eigentümer nicht ändert. Das heißt typischerweise sind Käufer und Verkäufer dieselben Personen.

Das ist normalerweise kein Problem, aber es kann zu einem Problem werden, wenn dadurch eine Verzerrung des Marktes erfolgt und die Marktmissbrauchsverordnung beziehungsweise Marktmissbrauchsrichtlinie tangiert wird.

Wie kann es zu einem Crossing kommen?

Wenn beispielsweise jemand eine Verkaufsorder setzt, die noch nicht ganz durchgeführt ist und gleichzeitig über dasselbe Wertpapier eine Kauforder setzt, sodass derjenige einerseits ein Wertpapier verkauft und mit demselben Marktwert wieder zurückkauft.

Dadurch ändert sich der wirtschaftliche Eigentümer nicht und es kann potenziell zu einem verzerrten Bild am Kapitalmarkt führen.

Kann ein Crossing auch privaten Anlegern passieren?

Ja, dies kann auch für Privat- und Kleinanleger relevant sein. Eben dann, wenn jemand eine Verkaufsorder setzt, was heutzutage über Onlinebroker Portale leicht und überall möglich ist, und gleichzeitig eine Kauforder zu demselben Wert setzt, ohne dass beispielsweise die Verkaufsorder bereits durchgeführt wurde.

Die zugrundeliegenden Verordnungen und Richtlinien, also die Marktmissbrauchsverordnung und Marktmissbrauchsrichtlinie, sanktionieren hier durchaus auch ein Verhalten, wo ein Vorsatz nicht nachweisbar sein muss: Allein das falsche Bild, das hier am Markt verbreitet wird, kann bereits rechtlich relevant sein.

Was regeln die Marktmissbrauchsverordnung und die Marktmissbrauchsrichtlinie?

Beide Regelwerke sind bereits seit circa 5 Jahren Bestand des Europarechtes. Die Marktmissbrauchsverordnung verhindert bzw. sanktioniert Verzerrungen am Markt und untersagt falsche Handlungen und Bewegungen, die zu einer Marktverzerrung am Kapitalmarkt führen können.
Die Marktmissbrauchsrichtlinie sieht darüber hinaus vor, dass die Mitgliedstaaten strafrechtliche und verwaltungsrechtliche Sanktionen erlassen müssen, um derartige Handlungsweisen auch faktisch zu sanktionieren.

Welche rechtlichen Konsequenzen können Insichgeschäfte mit sich bringen?

Eine Möglichkeit der Mitgliedstaaten ist eine Freiheitsstrafe für natürliche Personen (bis zu 4 Jahre) zu verhängen. Bei juristischen Personen sind es in der Regel Geldstrafen, welche bis zu 15% des Jahresumsatzes eines Unternehmens ausmachen können.

Welche Tipps gibt es, um ein Insichgeschäft bereits im Vorhinein vermeiden zu können?

1. Wenn Sie am Kapitalmarkt eine Verkaufsorder gegeben haben, stellen Sie sicher, dass diese tatsächlich durchgeführt worden ist bevor sie wiederum eine Kauforder setzen.

2. Stellen Sie sicher, dass Sie keine Order vor Schluss des Handelstages setzen. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn Sie eine Verkaufsorder gesetzt haben und kurz vor Schluss des Handelstages noch eine Kauforder setzen, die jedoch nicht mehr durchgeführt werden kann. Das kann dazu führen, dass bei Öffnung des nächsten Handelstages genau dasselbe Geschäft wieder durchgeführt wird und letztlich der wirtschaftliche Eigentümer nicht wechselt.

3. Überlegen Sie, ob Sie nicht möglicherweise dazwischen sogar einen Wechsel des Finanzmarktes vornehmen, zum Beispiel zu anderen Börsen, die dieses Wertpapier handeln.