Kampfpreis oder Partnerschaft

Auftraggeber und Auftragnehmer sollen sich auf der Baustelle vertragen. Sie treffen sich in Partnerschaftssitzungen, um Streit zu vermeiden oder einvernehmlich beizulegen. Und das, nachdem der Auftragnehmer das Billigstbieterprinzip ausreizen musste, um den Auftrag zu erhalten. Wie kann das gut gehen?

Bei Großprojekten gilt häufig die ÖNORM B 2118, die zur Vertragsabwicklung ein Partnerschaftsmodell vorsieht. Ebenso häufig werden Aufträge nicht nach dem Bestbieterprinzip, sondern nach dem Billigstbieterprinzip vergeben.

Die ÖNORM B 2118 verpflichtet Auftraggeber und Auftragnehmer zur effizienten Vertragsabwicklung und zur Vermeidung von Rechtsstreitigkeiten. Dafür sind regelmäßig Partnerschaftssitzungen abzuhalten. Die Sitzungen dienen namentlich der Regelung wirtschaftlicher und rechtlicher Probleme. Forderungen sollen gemeinsam bearbeitet, berechtigte Ansprüche rasch ausgeglichen werden. So weit, so gut.

Wenn sich der Auftraggeber in der Vergabephase entschieden hat, dem Billigstbieter den Zuschlag zu erteilen, hat das mitunter einen fast ruinösen Wettbewerb zur Folge. Der Auftraggeber provoziert damit spekulative Preise. Nehmen wir an, dass er letztlich ein gerade noch kostendeckendes Angebot auf dem Tisch hat.

Der Billigstbieter wird zwangsläufig versuchen, seine Minus-Baustelle mit einem ausgefeilten Claim Management in die Gewinnzone zu bringen. So sind Konflikte vorprogrammiert, die auch in der besten Partnerschaft nicht gelöst werden können.

Doch es gibt einen Ausweg. Der Wettbewerb darf nicht länger auf den Preis beschränkt bleiben. Die Qualität muss gefragt sein. Die optimale Grundlage für die Partnerschaft am Bau ist ein vernünftig gestaltetes Bestbieterprinzip. Es ist auch nicht zielführend, den Preis mit 98 % zu gewichten und als einziges Qualitätsmerkmal eine verlängerte Gewährleistungsfrist vorzusehen.

Auftragnehmer fordern schon seit längerer Zeit Ausschreibungen mit stärker gewichteten Qualitätskriterien. Neu ist, dass nun auch Auftraggeber dafür eintreten. Und das ist gut so.


Autor: Hanno Liebmann (Wien)